Schon im Jahre 1910 sagte Robert Koch, Arzt, Bakteriologe und Nobelpreisträger: "Eines Tages wird der Mensch den Lärm genauso bekämpfen müssen, wie die Cholera und
die Pest". Was Koch vorausgesehen hat ist längst schon Wirklichkeit geworden. Trotz dieser frühen Warnung sind vorbeugende Maßnahmen gegen Lärm fast nie durchgeführt worden. Hier muss wie so oft,
im Nachhinein bekämpft werden, was schon frühzeitig vermeidbar gewesen wäre, wenn der Mensch und seine Gesundheit im Mittelpunkt des Fortschritts gestanden hätte.
Für die meisten Menschen ist Lärm störend und unerwünscht. Rund 40 % der Bevölkerung fühlen sich dauernd oder zeitweise vom Lärm belästigt. Rund ein drittel aller
Umweltbeschwerden bezieht sich auf die Lärmbelästigung.
Lärm ist unerwünschter und gesundheitsschädigender Schall. Der Schalldruck bestimmt die Lautstärke, die in Dezibel gemessen wird. Die Frequenz der Schwingungen
bestimmt die Tonhöhe. Für den Menschen hörbar sind Töne in einem Frequenzbereich von 16 bis 20000 Hz. Darunter liegende Töne werden als Vibrationen oder Erschütterungen wahrgenommen. Höhere Töne
werden nicht mehr bewusst, wohl aber unterbewusst wahrgenommen. Versuche, die mit tauben Menschen gemacht wurden, deuten darauf hin, dass das Gehirn noch Töne von 50000 Hz wahrnimmt.
Lärm ist keine Gewöhnungssache, er ist Ursache für viele Erkrankungen. Die Umsetzung akustischer Reize ist im Vergleich zur Verarbeitung anderer Reize, die
hirnphysiologisch intensivste Tätigkeit. So reagieren z.B. die Hörzellen des Gehirns schon auf Reize, deren Energie zehn Millionen Mal kleiner ist, als die Reizenergie die zum Wahrnehmen einer
Berührung der Haut nötig ist.
Das Ohr ist beim Menschen, aber auch bei Tieren das wichtigste Alarmsystem, das auch noch im Schlaf hervorragend funktioniert. Genauso, wie wir tagsüber vor
herannahenden Gefahren gewarnt werden, geschieht das nachts. nacht für Nacht werden wir vor übermäßigem Verkehrslärm, Installationsgeräuschen etc. gewarnt, leider aber vergebens.
Wichtig ist dabei, das unser Organismus im Schlaf auf jeden Schallreiz viel empfindlicher reagiert als im Wachzustand und das auch dann, wenn die akustische
Belästigung noch zu gering ist, um zum Aufwachen zu führen. Sie beeinträchtigt aber dann die Schlaftiefe und kann zu Stressreaktionen führen. Dabei ist zu beobachten, dass akustische Reize in
ihrer Wirkung wesentlich langsamer abflachen als andere Reize Die im Körper hervorgerufenen Reaktion besteht auch dann noch weiter, wenn das Geräusch oder der Lärm schon längst nicht mehr zu
hören ist.
Akustische Reize scheinen für den Menschen lebensnotwendig zu sein, aber auch hier kommt es auf das Maß an. Ein Zuviel ist schädlicher als zuwenig. Von Bedeutung in
diesem Zusammenhang ist auch, dass der Mensch nicht erst zu hören beginnt, wenn er das Licht der Welt erblickt, sondern bereits vorher und die Hörfunktion bei Sterbenden und Koma-Patienten später
aussetzte als andere Körperfunktionen.
Lautstärke in dB (A) |
Grenzwerte |
0 | Hörschwelle |
10 | Messschwelle |
bis 30 |
gesundheitlich unbedenklich Richtwert für Schlafräume |
bis 40 | für Arbeiten mit geistiger Konzentration |
bis 50 | für geistig-schematische Arbeiten |
ab 50 | mögliche psychische und vegetative Beschwerden |
ab 60 | wird als unangenehm empfunden |
ab 70 |
nervöse Erscheinungen Beeinträchtigung der Sprachverständigung |
ab 90 |
Beginn von Gehörschäden nachhaltige Reaktionen des vegetativen Nervensystems |
120 | Schmerzschwelle |
ab 120 |
unheilbare Gehörschäden Verletzung des zentralen Nervensystems |
150 bis 180 | Lähmung oder Tod |
Lautstärken und subjektives Empfinden
Geräusch, Abstand | Lautstärke in dB(A) | subjektives Empfinden |
fallendes Blatt | 10 | unhörbar |
leichtes Blätterrauschen | 20 | sehr leise |
Nieselregen | 20-25 | |
leise Unterhaltung | 40 | leise |
Vogelgezwitscher | 40-50 | |
ruhige Wohnstraße | 50 | |
belebte Wohnstraße | 55-65 | laut |
normales Gespräch, 2 m | 60 | |
Staubsauger, 1 m | 60 | |
Schreibmaschine | 70 | |
starker Straßenverkehr, 10 m | 80 | |
elektrische Schlagbohrmaschine | 95-100 | sehr laut |
Handkreissäge | 100 |